Handlungsfeld 1

Politische Unterstützung

BNE in globale, nationale und lokale politische Instrumente und Maßnahmen (Policy) im Nachhaltigkeits- und Bildungskontext integrieren.

Akteurinnen und Akteure aus Politik und Verwaltung tragen besondere Verantwortung, die weitreichenden notwendigen Transformationen für eine nachhaltige Entwicklung auf den Weg zu bringen. Denn unterstützende politische und institutionelle Rahmenbedingungen können die Ausdehnung von BNE in Bildungseinrichtungen und anderen Lernorten bzw. Lernangeboten beschleunigen. Das gilt gleichermaßen für das formale, non-formale und informelle Lernen. Unterstützende Impulse können hierbei sowohl von Verantwortlichen bzw. Aktiven aus den Bereichen Bildung und Nachhaltigkeit ausgehen.

​​​​​​​Was schlägt die UNESCO vor?

  • Lerninhalte und Lernziele, die die SDGs unterstützen, ins Bildungssystem integrieren
  • BNE in die Bildungspolitiken integrieren (z. B. unterstützende Lernumgebungen schaffen, in Curricula und Lehrerkräftebildung integrieren, bei Leistungsbewertung von Schülerinnen und Schülern berücksichtigen)
  • BNE bei den Kriterien der Qualitätsentwicklung und -sicherung der Bildungseinrichtungen berücksichtigen
  • Gemeinsam Instrumente und Strukturen entwickeln, um Synergien von formalem, non-formalem und informellem Lernen zu nutzen (z. B. durch Lernen in konkreten Projekten (Schulgarten, Schülerfirma, Bürgerbeteiligungsprojekte, Reallabore, Nachhaltigkeitsprojekte vor Ort)
  • Gemeinsam BNE in alle Nachhaltigkeitspolitiken integrieren

Was passiert in NRW?

Handlungsfeld 2

Ganzheitliche Transformation von Lehr- und Lernumgebungen

Lehr- und Lernumgebungen zu Erfahrungs- und Übungsräumen für eine nachhaltige Entwicklung machen.

Die Lernumgebung selbst spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle im Lernprozess. BNE-Prozesse sind dann besonders wirksam, wenn Lernen und Handeln miteinander verknüpft werden und ein nachhaltiges Handeln direkt beobachtet und erprobt werden kann – learn what they live und live what they learn. Dies gelingt, wenn pädagogische Einrichtungen sich als Ganzes als Erfahrungs- und Übungsraum für eine nachhaltige Entwicklung verstehen (Whole Institution Approach). Das bedeutet beispielsweise: Energie- und Ressourcensparen im Einrichtungsalltag, fair gehandelte Produkte und ein Blick auf gesunde Ernährung in Kiosk oder Kantine und ein an den SDGs und ihren Werten orientiertes Leitbild. So können Lernende ihre hier gewonnen Erfahrungen auf andere soziale Räume übertragen und zu Akteurinnen und Akteuren eines nachhaltigen Wandels (Change Agents) werden.

Was schlägt die UNESCO vor?

  • In der Einrichtung konkrete Umsetzungspläne für die stärkere Orientierung an den SDGs erstellen.
  • Kooperation, Partizipation, Solidarität und Inklusion zum Teil der Leitungs- und Arbeitskultur der Einrichtung machen.
  • Einrichtungen und Gebäude nachhaltig bewirtschaften (z. B. Energieversorgung, Wärmedämmung, Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden, nachhaltige Beschaffung).
  • Interdisziplinäre Bildungs- und Nachhaltigkeitsnetzwerke nutzen, um in Gemeinschaft aller Akteurinnen und Akteure projektbezogene Lern- und Handlungsangebote zu schaffen.
  • Politische Rahmenbedingungen schaffen, die BNE im Whole Instution Approach unterstützen.

Was passiert in NRW?

  • BNE-Agentur NRW und Gütesiegelverbund NRW bieten eine BNE-Zertifizierung NRW an. Das Qualitäts-Zertifikat für außerschulische Bildungseinrichtungen und Weiterbildungseinrichtungen nimmt die Einrichtungen als Ganzes in den Blick.
  • Im Landesprogramm Schule der Zukunft werden Schulen besonders ausgezeichnet, die sich auf den Weg zu einer nachhaltigen Bildungseinrichtung begeben haben. Die Kooperation mit Bildungspartnerinnen und -partnern steht im Mittelpunkt.

Handlungsfeld 3

Kompetenzentwicklung bei Lehrenden sowie bei Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Angebote schaffen, mit denen die eigenen BNE-Lehrkompetenzen entwickelt werden .

BNE versetzt Lernende in die Lage, informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsvoll und nachhaltig zu handeln. Der Erwerb der hierfür relevanten Kompetenzen kann nur aktiv durch die Lernende bzw. den Lernenden selbst erfolgen. Lehrende aber können uns dabei begleiten, indem sie z. B. Lernanlässe schaffen, Informationen liefern, Kontexte erklären und zur Reflexion und Diskussion anregen. Lehrenden (in allem formalen und non-formalen Bildungsinstitutionen wie Kitas, Schulen, Hochschulen, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen) kommt daher eine Schlüsselrolle bei BNE-Lernprozessen zu.

Neben den Kompetenzen der Lernenden stehen daher ebenso die Lehrkompetenzen von Lehrenden selbst im Fokus von BNE. Als Lern-Begleitende benötigen sie u. a. Wissen, Fähigkeiten, Motivation und Wertereflexion, um ihre Rolle im Sinne von BNE wahrzunehmen. Die Kenntnis der SDGs, ihre Wechselwirkung, aber auch Transformationswissen sind aus Sicht der UNESCO hier bedeutsam.

Was schlägt die UNESCO vor?

  • BNE zum Bestandteil der Aus- und Fortbildung von Lehrenden der Elementar-, Primär-, Sekundär- und Tertiärbildung machen. Das umfasst Lernen rund um die einzelnen SDGs und pädagogische und didaktische Kompetenzen zur Stärkung der Teilhabe der Lernenden an Transformationsprozessen.
  • Lehrende der beruflichen Aus- und Fortbildung sollen geschult werden zu nachhaltigem Wirtschaften und Produzieren sowie Ressourcenverbrauch und Energieeinsatz. Für ihre Qualifizierung soll sich stärker an BNE orientiert werden.
  • Verstärkt Möglichkeiten für Lehrende schaffen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen, sodass Erfolgserfahrungen und Herausforderungen geteilt werden können. So können gemeinsam Wege gefunden werden, Schritt für Schritt immer mehr Merkmale von BNE-Lernprozessen in die eigene Lehrtätigkeit zu integrieren.
  • Lehrende, die sich erfolgreich an BNE orientieren, weiter motivieren und öffentlich wertschätzen, z. B. durch finanzielle Förderung und die Anerkennung von BNE als Qualitätsmerkmal.
  • Lehrende sollen als Unterstützende und Begleitende für den individuellen und gesellschaftlichen Wandel erkannt werden. Sie prägen die Expertinnen und Experten von Morgen und Vermitteln Wissen für eine nachhaltige Zukunft.

Was passiert in NRW?

  • Das Hochschulnetzwerk BNE in der Lehrkräftebildung in NRW möchte zukünftige Lehrkräfte für BNE sensibilisieren und BNE in NRW stärken. Das Hochschulnetzwerk ist eine dauerhafte institutions- und fachübergreifende Zusammenarbeit sowie eine Verknüpfungs- und Sammelstelle mit kompetenten BNE-Ansprechpartner*innen.
  • Das Landesprogramm Schule der Zukunft bietet eine große Vielfalt an Veranstaltungen für Lehrkräfte rund um BNE und die SDGs. Die Teilnahme an den Veranstaltungen sind durch die Unterstützung des Schul- und des Umweltministeriums kostenlos.
  • Die BNE-Agentur NRW bietet ein breites Angebot zur BNE-Qualifizierung für Lehrende verschiedener Bildungsbereiche.
  • Auf dem BNE-Webportal werden zahlreiche Bildungsveranstaltungen der BNE-Aktiven aus NRW aufgeführt.

Handlungsfeld 4

Stärkung und Mobilisierung der Jugend

Angebote schaffen, mit denen junge Menschen sich in eine nachhaltige Entwicklung aktiv einbringen können.

Vor allem junge Menschen und zukünftige Generationen sehen sich möglichen negativen Konsequenzen einer nicht-nachhaltigen Entwicklung gegenüber. Ihre Gegenwart und Zukunft steht auf dem Spiel.

Sie haben daher ein wachsendes Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung und beteiligen sich daran, kreative und wirkungsvolle Lösungen zu suchen, auszuprobieren und zum neuen Standard zu machen. Ihre Vorstellungen von einem guten Leben werden zunehmend unsere gesellschaftlichen Werte prägen und ihre Lebensstil-, Mobilität- und Konsumentscheidungen die globalen Entwicklungen bestimmen. Lautstark bringen sie ihre Perspektiven in die gesellschaftliche Diskussion ein und fordern von allen mit Gestaltungseinfluss, diesen im Sinne einer guten Zukunft für alle zu nutzen.

Jungen Menschen einen größeren Mitsprache- und Mitgestaltungsspielraum zu geben und sie zu befähigen, diesen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nutzen zu wollen und können, ist daher ein zentrales Ziel von BNE. Sie profitieren von einer nachhaltigen Entwicklung und bringen sie voran.

Was schlägt die UNESCO vor?

Eine nachhaltige Entwicklung verstärkt zum Gegenstand von Kommunikation von jungen Menschen machen. In digitalen oder nicht-digitalen Kanälen und Plattformen können junge Menschen hierzu ins Gespräch kommen. Daraus können Impulse für den Wandel und der Wunsch nach mehr BNE in der eigenen Bildungseinrichtung hervorgehen.

  • In Jugendgruppen, Jugendorganisationen und Jungendnetzwerken Gelegenheiten schaffen, die eigenen Mitgestaltungsfähigkeiten zu erweitern. Dazu gehören Fähigkeiten, für die eigene Interessen einzutreten und andere für die Dringlichkeit einer nachhaltigen Entwicklung zu überzeugen.
  • In Jugendgruppen, Jugendorganisationen und Jungendnetzwerken junge Menschen miteinander verbinden und ermutigen, tatsächlich für eine nachhaltige Entwicklung aktiv zu werden. Hierzu sind die SDGs und ihre Relevanz für junge Menschen noch stärker durch entsprechende Angebote bekannt zu machen.
  • Junge Menschen sollen noch stärker als Aktive und Mitwirkende für eine nachhaltige Entwicklung aufgefasst werden. Junge Menschen sollen sich ganz konkret in die Gestaltung, Umsetzung und Reflexion von Bildungs- und Nachhaltigkeitspolitiken (Policy) und -programmen einbringen können. Hierzu könnten Mandate an junge Menschen in allen hierfür relevanten Entscheidungsgremien vergeben werden.

Was passiert in NRW?

  • Das Jugendministerium informiert über einmischende Jugendpolitik.
  • Mit der JVJ NRW (Jugend vertritt Jungend NRW) gibt es eine Interessensvertretung aus jungen Menschen.
  • Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen sind in NRW rechtlich festgeschrieben. Bereits im Jahr 2004 wurden im Kinder- und Jugendfördergesetz (3. AG-KJHG NRW) die Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche deutlich erweitert.

Handlungsfeld 5

Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene

Lokale Handlungsgemeinschaften und Bildungsnetzwerke als Schnittstellen für eine nachhaltige Entwicklung stärken.

Handlungsentscheidungen werden zum großen Teil in konkreten Situationen vor Ort getroffen. Auf dem Weg zur Arbeit oder Schule, beim Einkauf, in der Freizeit, bei der Wahl des nächsten Mittagessens. Da Menschen jedoch nicht isoliert lernen, bewerten und handeln, sondern die Erwartungen und Vorbilder ihrer Mitwelt zur Orientierung nehmen und auch vor allem die ganz konkreten Handlungsangebote ihrer unmittelbaren Umgebung ihre Möglichkeiten beeinflussen, spielen die konkreten lokalen Strukturen und Gemeinschaften sowie Bildungsnetzwerke eine große Rolle für eine nachhaltige Entwicklung. Hier können sich Unterstützer*innen für einen nachhaltigen Wandel finden und Bestrebungen und Wirkungen gemeinsam verstärkt werden. Vor allem Kooperationen und Netzwerke von Bildungseinrichtungen miteinander und mit anderen Aktiven der zivilen, wirtschaftlichen und staatlichen lokalen Gemeinschaft gilt es daher im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung auszubauen.

Was schlägt die UNESCO vor?

  • Die UNESCO macht deutlich, dass eine nachhaltige Entwicklung und BNE ganz spezifische Antworten vor Ort benötigt. Aktionspläne oder Strategien können helfen, die eigenen Ziele zu formulieren und ihnen geeignete Maßnahmen zuzuordnen. Dies ist jedoch nicht statisch. Wie in einem Labor sollen die Entwicklungen kritisch beobachtet und aus den Effekten gelernt werden, wie die Maßnahmen kontinuierlich optimiert werden können (learning laboratory).
  • Lokalen Entscheidungsträgerinnen und -trägern, Meinungsführerinnen- und -führern sowie der allgemeinen Öffentlichkeit die Bedeutung der SDGs für ihre konkreten lokalen Belange verdeutlichen. Hierfür sollen möglichst viele Kommunikationswege und Informationsträger genutzt werden.
  • Bildungslandschaften aufbauen, in denen durch die Kooperation der Bildungseinrichtungen Angebote zu allen SDGs und die entsprechenden lokalen Herausforderungen entstehen. Die UNESCO schlägt hierzu die Einrichtung von lokalen Koordinierungsstellen für ein lebenslanges BNE-Lernen vor.
  • Die Bedeutung der lokalen BNE-Aktivitäten für die nationalen Bildungs- und Nachhaltigkeitsziele anerkennen und wertschätzen.
  • Durch BNE gewonne Kompetenzen nutzen, um die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger an den lokalen Entscheidungsprozessen zu erweitern.

Was passiert in NRW?