Das aktuelle Weltaktionsprogramm BNE 2030 blickt zurück auf einen langen Weg der internationalen Unterstützung von BNE. Schon früh wurde die Bedeutung von Bildung für den Weg in eine nachhaltige Zukunft deutlich und auch in vielen polischen Erklärungen festgehalten. In zahlreichen politischen Dokumenten und Verpflichtungen finden sich Anknüpfungspunkte an Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung im Speziellen. Die hier aufgeführten Punkte sind nur eine Auswahl.
1987: Our Common Future
Als unabhängige Sachverständigenkommission erarbeitete die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment and Development, WCED) einen Perspektivenbericht zu einer langfristig tragfähigen, umweltschonenden Entwicklung im Weltmaßstab. Der vorgelegte Bericht unter dem Titel Our Common Future (Unsere gemeinsame Zukunft) präsentiert mit dem Konzept Sustainable Development (Nachhaltige Entwicklung) zum ersten Mal diese Grundlage einer globalen Politikstrategie. Bis dahin als getrennt betrachtete Problembereiche werden in einem Wirkungsgeflecht gesehen, das durch einzelne Maßnahmen nicht gelöst werden kann (u. a. Umweltverschmutzung, Hochrüstung, Schuldenkrise, Bevölkerungsentwicklung).
1992: Konferenz für Umwelt und Entwicklung
Auf dem "Erdgipfel" in Rio de Janeiro einigten sich die Vereinten Nationen auf die Agenda 21. Kapitel 36 verstärkte die internationale Diskussion über die kritische Rolle von Bildung, Ausbildung und öffentlichem Bewusstsein. Darin erkannte die Konferenz Bildung als entscheidenden Faktor für einen Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung an.
Bildung, einschließlich formaler Bildung, öffentlicher Bewusstseinsbildung und Aus- und Fortbildung, ist als ein Prozess zu sehen, mit dessen Hilfe Menschen wie Gesellschaften ihr volles Potenzial verwirklichen können. Bildung ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung und die bessere Befähigung der Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen.
UN (1992) (Quelle)
2005: UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung
Basierend auf einem Vorschlag auf dem Johannesburg-Gipfel (Rio+10) beschloss die UN-Vollversammlung im Dezember 2002, die Jahre 2005–2014 zur Weltdekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu erklären. Das übergreifende Ziel der Dekade war es, die Prinzipien, Werte und die Praxis einer nachhaltiger Entwicklung in alle Aspekte von Bildung weltweit zu integrieren. In Deutschland wurden auf Bundes- und Landesebene als auch in den Kommunen ganz unterschiedliche Aktionen umgesetzt, um Wirkungen für BNE zu entfalten.
2015: Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung
Aufbauend auf den Beschlüssen des Rio+20-Gipfels wurde im November 2014 auf der UNESCO-Weltkonferenz Bildung für nachhaltige Entwicklung das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Das von 2015–2019 laufende Programm war die offizielle Nachfolgeagenda der UN Dekade BNE. Es enthielt praktische Maßnahmen, politische Strategien und konzentrierte sich auf fünf prioritäre Handlungsfelder.
- Politische Unterstützung
- Ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen,
- Kompetenzentwicklung bei Lehrenden
- Stärkung und Mobilisierung der Jugend
- Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene
Dies priorisierten Handlungsfelder bestehen auch noch im aktuellen Aktionsplan BNE 2030 fort und werden hier näher beschrieben.
Die UNESCO-Roadmap zum Weltaktionsprogramm BNE präsentierte einen Fahrplan für dessen Umsetzung. Die Publikation stellt die Ziele des Weltaktionsprogramms (WAP) vor und zeigt konkrete Beispiele für mögliche Maßnahmen auf.
Das WAP verfolgte einen zweifachen Ansatz, um die BNE-Dynamik zu steigern: (1) Integration der nachhaltigen Entwicklung in die Bildung und (2) Integration der Bildung in die nachhaltige Entwicklung.
Zielsetzung 1: „Neuorientierung von Bildung und Lernen, sodass jeder die Möglichkeit hat, sich das Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen anzueignen, die erforderlich sind, um zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen”
Zielsetzung 2: „Stärkung der Rolle von Bildung und Lernen in allen Projekten, Programmen und Aktivitäten, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen”
UNESCO (2000) (Quelle)
Auf der UNESCO-Weltkonferenz wurde auch die Aichi-Nagayo Erklärung zu Bildung für nachhatige Entwicklung verabschiedet.
In der Aichi-Nagoya Erklärung zu Bildung für nachhaltige Entwicklung rufen die Mitglieder zu dringendem Handeln und einer Stärkung und Ausdehnung von BNE auf, um den gegenwärtigen und zukünfigiten Generationen zu ermöglichen durch einen ausbalancierten und integrierten Ansatz, der ökonomische, soziale und umwelbezogene Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Das Potential von BNE wird betont:
We, the participants, [...] EMPHASISE the potential of ESD to empower learners to transform themselves and the society they live in by developing knowledge, skills, attitudes, competences and values required for addressing global citizenship and local contextual challenges of the present and the future, such as critical and systemic thinking, analytical problem-solving, creativity, working collaboratively and making decisions in the face of uncertainty, and understanding of the interconnectedness of global challenges and responsibilities emanating from such awareness,
Wir, die Teilnehmer, [...] unterstreichen, dass BNE die Bildungsteilnehmer befähigen kann, sich selbst und die Gesellschaft, in der sie leben, zu verändern: BNE fördert die Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten, Einstellungen, Kompetenzen und Werten, die notwendig sind, um Global Citizenship zu fördern sowie um gegenwärtige und künftige lokale Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören zum Beispiel kritisches und systemisches Denken, analytische Problemlösung, Kreativität, Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung angesichts von Unsicherheiten, sowie ein Verständnis und Bewusstsein für die Verflechtungen globaler Herausforderungen und die Verantwortung, die aus derlei Bewusstsein erwächst.
UNESCO (2014) (Quelle)
Auch in Deutschland hat das WAP unterschiedliche Prozesse vorangebracht. So hatte z. B. das BMBF eine Nationale Plattform und begleitende Gremien zur Umsetzung des WAP eingerichtet.
2016: Agenda 2030 & Ziele für nachhaltige Entwicklung
Um gemeinsam eine nachhaltige Entwicklung voranzubringen, beschlossen die UN-Mitgliedstaaten auf dem Rio+20-Gipfel im Jahr 2012 die Entwicklung eines Plans, wie solch eine Entwicklung mit geeigneten Handlungen umgesetzt werden kann: die Agenda 2030. Sie wurde im September 2015 auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2015 beschlossen und trat im Januar 2016 in Kraft. Im Mittelpunkt der Agenda wurden 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) mit 169 Unterzielen formuliert, die den Weg weiter konkretisieren.
Eines der 17 Nachhaltigkeitsziele widmet sich daher der Bildung. SDG4 stellt heraus, dass der Zugang zu hochwertiger Bildung ein Merkmal guten Lebens ist. Das Unterziel 4.7 mit seiner Herausstellung von Bildung für nachhaltige Entwicklung verbindet SDG4 mit allen übrigen SDGs. Denn Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eigenständiges Ziel der Agenda 2030, sondern bereitet auch den Weg für alle anderen SDGs.
2020: BNE 2030
Zur Stärkung von BNE in den Mitgliedstaaten haben sich die Vereinten Nationen auf einen weltweiten Aktionsplan BNE 2030 (ESD for 2030) verständigt. Er schlägt Ansätze vor, wie ESD zu einem wichtigen Bestandteil des formalen, non-formalen und informellen Lernens für alle werden kann. Das aktuelle Weltaktionsprogramm blickt zurück auf einen langen Weg der internationalen Unterstützung von BNE. Das UNESCO-Programm setzt neue Schwerpunkte, orientert sich aber weiterhin an fünf priorisierten Handlungsfeldern.