Eine nachhaltige Entwicklung ist ein globales Ziel. Aber wie kann man eine nachhaltige Zukunft konkret fassen? Die SDGs helfen.


Nachhaltige Entwicklung

Wir Menschen stehen vor einer großen Herausforderung. Die Zahl der Menschen steigt kontinuierlich an, zur Verfügung steht jedoch weiterhin nur eine Erde mit begrenzten Ressourcen. Gleichzeitig war noch niemals zuvor in der Erdengeschichte der Einfluss, den der Mensch auf seine biologische, geologische und atmosphärische Umwelt hatte, so umfassend. Durch die Art, wie wir produzieren und konsumieren, uns fortbewegen, Flächen umgestalten, Ressourcen umwandeln, mit Energie  umgehen – der Mensch verändert den Planeten. Wir leben im Anthropozän, im Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Prozesse der Erde geworden ist.

Wie reagieren wir auf diese Herausforderung? Die Vereinten Nationen haben sich auf eine klare Antwort verständigt. Trotz der unveränderlichen Gegebenheiten von endlichen Ressourcen und begrenzten Kompensations­möglich­keiten unseres Planeten, soll weiterhin allen Menschen ein gutes Leben ermöglicht werden. Nicht nur einigen wenigen, nicht nur den heute lebenden Menschen, sondern auch allen zukünftigen Generationen. Diese Leitidee findet Ausdruck im Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“. Im sogenannten Brundtland-Bericht von 1987 findet sich die Erläuterung dieser im englischen Original als „Sustainable Development“ betitelten Leitidee:

 

Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.

Eine nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen einzuschränken, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können.

 

WCED (1987)(Quelle)

 

Eine nachhaltige Entwicklung ist also eine Entwicklung zum Wohle aller Menschen im Rahmen der planetaren Grenzen. Sie ist ein starker Zukunftsplan in ein menschengerechtes 21. Jahrhundert.

SDGs und die Agenda 2030

Um gemeinsam eine nachhaltige Entwicklung voranzubringen, verständigten sich die Vereinten Nationen auf einen Plan, wie solch eine Entwicklung mit geeigneten Handlungen umgesetzt werden kann: die Agenda 2030.

 

This Agenda is a plan of action.

 

UNECSO (2020) (Quelle)

 

Im Mittelpunkt der Agenda wurden 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) mit 169 Unterzielen formuliert, die den Weg weiter konkretisieren. Die Agenda 2030 ist ein bemerkenswerter Kompromiss, den die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen mit ihren partiellen Interessen und Prioritäten aushandeln konnten. 

Mit der Idee einer nachhaltigen Entwicklung ist ein universeller Menschenrechts- und Gerechtigkeitsanspruch verbunden. Das Recht auf ein gutes Leben wird allen Menschen zugestanden, heute und in der Zukunft, ohne Einschränkungen durch Nation, Ethnie, Geschlecht oder andere Merkmale.

Through the global goals, we promised to build a better future not just for most, but for all. A future where everyone has equal rights and opportunities to life prosperous and fulfilling lives. To build that future, all goals must be achieved together and for everyone. Only when no one is left behind, have we truly reached the global goals.

 

Mit den globalen Nachhaltigkeitszielen haben wir versprochen, eine bessere Zukunft nicht nur für die Meisten, sondern für Alle zu erschaffen. Eine Zukunft mit gleichen Rechten für jede und jeden und Möglichkeiten, ein zufriedenstellendes und erfüllenden Leben zu leben. Um solch eine Zukunft zu erschaffen, müssen alle Ziele erreicht werden, gemeinsam und für jede Einzelne und jeden Einzelnen. Nur wenn niemand zurückgelassen wird, erst dann haben wir wirklich die Nachhaltigkeitsziele erreicht.

 

globalgoals.org (Quelle)

Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben sich bereit erklärt, diese Zielsetzungen in ihren nationalen Handlungsfeldern zu verfolgen. Auch die Bundesregierung und immer mehr Bundesländer, Kommunen und Unternehmen bekennen sich zur Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung und den SDGs. So fasst auch die Landesregierung NRW ihre Bestrebungen in einer Nachhaltigkeitsstrategie zusammen.

    SDGs und BNE

    Auch wenn eine nachhaltige Entwicklung mit einer guten und gerechten Zukunft für alle Menschen ein klares Ziel zeichnet, liegt darin nicht direkt die Antwort, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Die SDGs konkretisieren die Pfade und Handlungsfelder, aber auch sie sind auf Innovationen, Forschung, Pionierinnen und Pioniere, aber auch auf eine Reduzierung nicht-nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster, energie- und ressourcenintensiver Lebensstile sowie Diskussionen über Prioritäten und das Erörtern und Ausprobieren neuer Pfade angewiesen. Mögliche Entwicklungsschritte in eine nachhaltige Zukunft müssen identifiziert, abgewogen, erprobt und angepasst werden.

    Hier setzt eine Bildung für nachhaltige Entwicklung an. BNE versetzt Lernende in die Lage, informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsvoll und nachhaltig zu handeln. Im Fokus steht sowohl das individuelle Handeln, aber auch die Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen.

     

    What we have learned so far does not prepare us for the challenge.

     

    UNECSO (2020) (Quelle)

     

    BNE ermöglicht, die Vorteile einer nachhaltigen Entwicklung für sich selbst und alle Mit-Welt-Bürgerinnen und -Bürger zu erkennen. Aber neben Reflexion und Wertschätzung stehen auch vielschichtige Kompetenzen zur komkreten Umsetzung von Nachhaltigkeitsprozessen im Mittelpunkt. Nur damit ausgestattende Gesellschaften können Ansätze und Wege finden, zwischen Interessenslagen zu verständigen, demokratisch Entscheidungen herbeizuführen, und die notwendigen Fähigkeiten und Willenskraft aufzubringen, diese in Handlungen in Beruf und Alltag vielerorts Realität werden zu lassen. 

    Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.

     

    UN (2015)(Quelle)

    Eines der 17 Nachhaltigkeitsziele widmet sich daher der Bildung. SDG4 stellt heraus, dass der Zugang zu hochwertiger Bildung ein Merkmal guten Lebens ist. Eine frühkindliche Erziehung, Betreuung und Vorschulbildung, eine gleichberechtigte, kostenlose Grund- und Sekundarschulbildung für alle sowie eine erschwingliche fachliche, berufliche und tertiäre bzw. universitäre Bildung sind Bestandteile solch einer hochwertigen Bildung.

     

    To shift to a sustainable future, we need to rethink what, where and how we learn.

     

    UNECSO (2020) (Quelle)

     

    Das Unterziel 4.7 mit seiner Herausstellung von Bildung für nachhaltige Entwicklung verbindet SDG4 mit allen übrigen SDGs. Denn Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eigenständiges Ziel der Agenda 2030, sondern bereitet auch den Weg für alle anderen SDGs.

    4.7 | Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.

     

    UN (2015)(Quelle)

    BNE und SDGs in der Bildungspraxis zu verküpfen ist daher nicht nur eine Notwendigkeit, sondern setzt Synergieefekte frei, führt also zu Vorteilen für beide. Ein Gewinn lässt sich zum Beispiel in einer höheren Konkretisierung und greifbareren Vision einer nachhaltigen Entwicklung endecken:

     

    The criticism that ESD has received for its “vagueness”, which stems in part from its broad and inclusive perspective and the ever-changing nature of sustainability issues, can be addressed more concretely when the field is linked with the SDGs.

    Der an BNE geäußerten Kritik der „Unschärfe“, die zum Teil aus ihrer breiten und inklusiven Perspektive und den sich ständig wandelnden Nachhaltigkeitsherausforderungen herrührt, kann konkreter begegnet werden, wenn eine explizite Verbindung zu den SDGs hergestellt wird.

     

    UNESCO (2019) (Quelle)

     

    Mit dem Programm BNE 2030 greift die UNESCO die große Bedeutung von BNE für eine nachhaltige und gerechte Zukunft auf und widmet die Dekade 2020–2030 ganz den Bestrebungen, BNE in allen Mitgliedstaaten weiter zu stärken.

    Quellen und Verweise

    World Commission on Environment and Development (1987): Our Common Future. Oxford University Press.