Was ist BNE?

Für BNE ist niemand zu jung – niemand zu alt. Wir alle lernen. So können wir auf Veränderungen der Mit- und Umwelt reagieren.

Wie kann eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung gestaltet werden, damit alle Menschen – sowohl gegenwärtig als auch zukünftig lebende Generationen – ein gelingendes und verantwortungsvolles Leben führen können? Diese Frage geht uns alle an – als Individuen wie als Gesellschaft. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) möchte uns dazu befähigen, Antworten auf diese Fragen zu finden und gemeinsam auf solch eine Zukunft hinarbeiten zu können.

Ziel von BNE ist es, Menschen jeden Alters in die Lage zu versetzten, selbstverantwortlich und gemeinschaftlich die verschiedenen Bereiche gesellschaftlichen Zusammenlebens hin zu einer nachhaltigen Entwicklung verändern zu können. BNE möchte Menschen befähigen, sich als Weltbürgerinnen bzw. Weltbürger zu erkennen und die eigenen Möglichkeiten, sich lokal und global für eine nachhaltigere Welt zu engagieren, wahrzunehmen. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Bildungskonzept, d. h. es verbindet Vorstellungen darüber, wie Lehren und Lernen am besten gestaltet werden kann, um dieses Ziel erreichen. BNE blickt immer darauf, als Lernergebnis solche Kompetenzen zu stärken, die wir für eine aktive Mitgestaltung benötigen und zeigt auf, welche Lehr- und Lernmethoden hierzu unterstützen können. In ganz vielfältigen Themenfeldern werden dabei nachhaltigkeitsrelevante Lerninhalte betrachtet. BNE ist kein zusätzlicher Lernstoff, sondern eine Möglichkeit, sich Themen aus Umwelt, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf eine ganz besondere Weise zu erschließen und dabei bestehende Fächer- und Disziplingrenzen zu überschreiten.

Lernergebnis

Lernergebnis

BNE geht über reines Faktenwissen hinaus, ohne die Bedeutung von Wissen herabzusenken. Ohne Wissen über Ökosysteme, Wirtschaft, Politik sowie Familien und Gesellschaften in den verschiedenen Kulturen – und die Mechanismen, die in ihnen gelten – können ihre Entwicklungen nicht mitgestaltet werden. Aber erst Kompetenzen sind es, die dieses Wissen nutzbar für den Menschen machen. Unter Kompetenzen versteht man solche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die nötig sind, um komplexe Aufgaben bewältigen zu können. Dazu muss Wissen zum Beispiel auch mit Gefühlen, Werten und praktischem Können verbunden werden. Die Frage, welche Kompetenzen denn nun gebraucht werden, um nachhaltige Entwicklungen beurteilen und mitgestalten zu können, ist nicht einfach zu beantworten. Verschiedene Modelle versuchen hierauf eine Antwort zu geben und stellen einige dieser Kompetenzen zusammen. Zwischen diesen Modellen bestehen zahlreiche Übereinstimmungen, sie weisen jedoch auch Besonderheiten auf. Für die eigene Bildungsarbeit lohnt es sich also, sich etwas näher mit ihnen zu beschäftigen, um eine Orientierung für die Gestaltung der eigenen Bildungspraxis zu erhalten.

BNE möchte zum "Gestaltungshandeln" befähigen. Unter Gestaltungskompetenz wird im Sinne der UNESCO die Fähigkeit verstanden, sich Wissen über nachhaltige Entwicklung anzueignen und es anzuwenden und Probleme nicht-nachhaltiger Entwicklung sowie die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten erkennen zu können.

Verbreitete Definitionen von Gestaltungskompetenz bezeichnen diese als die Summe von interdisziplinärem Herangehen, vorausschauendem und vernetztem Denken, der Fähigkeit zu Partizipation, Engagement und Solidarität, der Kompetenz zur interkulturellen wie interreligiösen Verständigung und Kooperation, der Fähigkeit, sich und andere motivieren zu können und der Kompetenz zur Reflexion über individuelle wie kulturelle Leitbilder.

BNE stärkt – auf der Grundlage von Demokratie und Menschenrechten – die Entwicklung von Problembewusstsein und systemischem Denken. BNE verfolgt so den Anspruch, Menschen in die Lage zu versetzen, bei heutigen und zukünftigen Entscheidungen abzuschätzen, wie sich diese auf künftige Generationen sowie auf das Leben in NRW und in anderen Regionen der Welt auswirken können. Fähigkeiten, mögliche Lösungswege zu erarbeiten, werden ebenso gestärkt wie Fähigkeiten des politischen und alltagspraktischen Handelns. Dies bildet eine notwendige Voraussetzung, um die gesellschaftliche Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung partizipativ gestalten zu können.

Lerninhalte

Lerninhalte

Grundsätzlich können Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung an ganz unterschiedlichen Themen erworben werden. Diese geben Gelegenheit, an konkreten Lernanlässen die eigenen Kompetenzen zu entwickeln und zu stärken. Einen möglichen Rahmen, diese Themen zu identifizieren und zu sortieren stellen die internationalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) dar. Mit den formulierten Entwicklungszielen weisen sie gleichzeitig auch auf Herausforderungen und Handlungsfelder auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung hin. Vor allem im Spannungsfeld mehrere Nachhaltigkeitsziele kann BNE wirken. Komplexe Sachverhalte, widerstreitende Interessenlagen und persönliche wie auch gesellschaftliche Dilemmata stellen hohe Anforderungen an die menschliche Urteilsfähigkeit. Es gilt,objektive Tatbestände von subjektiven Beurteilungen zu unterscheiden, aber auch, sich heutiger Grenzen von Erkenntnis bewusst zu werden, disziplinübergreifende Perspektiven einzunehmen, kontextuelles Wissen zu erwerben und in systemischen Zusammenhängen anzuwenden, heutige Beurteilungsmaßstäbe und geltende Standards stetig – im Lichte neuer Erkenntnisse – kritisch zu hinterfragen und anzupassen.

Lernmethoden und -umgebung

Lernmethoden und -umgebung

Bildungsprozesse sollten so ausgerichtet werden, dass die Lernenden in ihrer Lebenswelt Handlungsoptionen erproben können – in ihren jeweiligen Rollen im sozialen Umfeld, in Schule und Weiterbildung, am Arbeitsplatz sowie als politische Bürgerinnen und Bürger.

Hierzu eignen sich vor allem Methoden, die individuelle und selbstbestimmte Lernwege eröffnen wie beispielsweise solche, die an der natürlichen Neugier von Lernenden ansetzen, aktivierend wirken und das kooperative Lernen in Gruppen unterstützen.

BNE-Prozesse sind dann besonders wirksam, wenn Lernen und Handeln miteinander verknüpft sowie Diversität und ein anderes Handeln direkt erlebt werden können. Dies gelingt, wenn pädagogische Einrichtungen sich unter der Perspektive einer nachhaltigen Entwicklung als Institution weiterentwickeln und verändern, wenn sie sich zur örtlichen und regionalen Umgebung öffnen, Bildungspartnerschaften eingehen und sich in Netzwerken im Quartier und darüber hinaus zuammenschließen und austauschen. Das bedeutet beispielsweise: Energie- und Ressourcensparen im Einrichtungsalltag, fair gehandelte Produkte und ein Blick auf gesunde Ernährung in Kiosk oder Kantine, vielfältige Bildungskooperationen mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern sowie nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen vor Ort. Gelebte internationale Partnerschaften schärfen zudem den notwendigen Blick für transnationale Zusammenhänge und Fragen globaler Gerechtigkeit. Die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sollten sowohl in pädagogischen Leitlinien als auch in betrieblichen Abläufen und dem Personalwesen verankert sein. Es gilt daher, den Anspruch nachhaltigen Handelns im Sinne eines gesamtinstitutionellen Ansatzes möglichst auf die Bildungseinrichtungen im Ganzen zu beziehen.