Jedes Kind hat Rechte und eine eigene Stimme: In der Kita Rudolph-Nagell-Straße in Lünen ist das eine wichtige Grundlage, auch für die vielen Projekte rund um Globales Lernen, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Dass Kinder (mit-)bestimmen und wissen, welche Rechte sie haben, spielt eine große Rolle im Kita-Alltag – und das Recht auf eine intakte Umwelt gehört dazu.
Indem Kinder sich mit Klimaschutz auseinandersetzen, entwickeln sie einen „globalen Blick“, beschäftigen sich mit Gerechtigkeit, Empathie und Sozialkompetenz. Sie lernen, dass sie sich selbst einbringen und engagieren können und erleben, dass sie mit ihrem Verhalten Dinge verändern – zum Beispiel mit ihrer Idee, einen Tauschschrank für gebrauchtes Spielzeug aufzustellen und so Ressourcen zu schonen.
„Leider sind Kinderrechte immer noch nicht im Grundgesetz verankert“, sagt Kita-Leiterin Sabina Hörnlein, die sich in der Einrichtung für das Thema einsetzt. „Uns ist es wichtig, dass die Menschen wissen, welche Rechte Kinder haben. Auch die Kinder unserer Kita sollen das erfahren. Deswegen sind sie an Entscheidungen immer beteiligt und erleben uns, das pädagogische Team, als Vorbild.“
Dazu tragen unter anderem Fortbildungen für Mitarbeitende zum Thema bei: Kinder sollen ihre Rechte positiv erleben. Sie bekommen in der Kita die Möglichkeit, den Gruppenalltag mitzubestimmen und lernen ein demokratisches Miteinander. So erfahren Sie am Beispiel Nachhaltigkeit, was es heißt, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Zum Beispiel beim Bienenretter-Projekt: Beim Gärtnern im Kita-Außengelände kamen die Kinder auf die Idee, Insekten zu helfen, und überlegten, was sie dazu beitragen könnten. Gemeinsam hängten sie Nisthilfen auf und legten eine insektenfreundliche Blühwiese an. „Was machen Bienen eigentlich im Winter?“, war eine der Fragen, die dabei aufkamen und zusammen erforscht wurden.
Bei der Aktion „Wenn wir keine Bienen hätten“ lernten die Kinder, dass Insekten wichtig sind für die biologische Vielfalt. Sie diskutierten den Zusammenhang zwischen Insektenbestäubung und Ernährung und wurden auch selbst zu Bienenrettern: Neben einem Garten mit insektenfreundlichen Pflanzen legte die Kita, finanziert über einen Gewinn des Lensing Media Hilfswerks, eine Kräuterspirale mit heimischen (Wild)-Kräutern und Nahrungspflanzen für Wildbienen an. Die Pflanzen wurden von der Gärtnerei Dahlke gespendet. Gemeinsam mit den Kindern gestaltete die Kita außerdem einen kleinen Flyer zu Wildbienen, informierte auf dem Lünener Wochenmarkt über Insekten und möchte so auch andere dazu motivieren, insektenfreundlich zu gärtnern.
Auch den Bürgermeister der Stadt Lünen konnten die Kinder schon von ihrer Bienenfreundlichkeit überzeugen. Mit selbstgemachten Samenkugeln besuchte eine Delegation aus Kita-Kindern und Kita-Fachkräften das Rathaus, um den Bürgermeister auf die zunehmende Bedrohung der Bienen aufmerksam zu machen. Dieser versprach daraufhin, noch stärker darauf zu achten, die öffentlichen Grünflächen insektenfreundlich zu bepflanzen.
Das Thema ist auch weiterhin präsent. Die Entlassgeschenke der letzten Jahrgänge für die Kita waren „Bienenretter-Blühstreifen“, die über die Stadtwerke Lünen angelegt wurden. „An solchen Geschenken merken wir, dass das Thema auch in den Familien ankommt. Das freut uns sehr“, sagt Sabina Hörnlein.



Klima-Kita-Netzwerk: Die 10 wichtigsten Kinderrechte im Überblick
- Gleichheit: Kein Kind darf benachteiligt werden.
- Gesundheit: Kinder sollen gesund leben, Geborgenheit finden und keine Not leiden müssen.
- Bildung: Kinder sollen lernen und eine Ausbildung machen dürfen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht.
- Information, freie Meinungsäußerung und Beteiligung: Kinder haben das Recht, sich alle Informationen zu beschaffen, die sie brauchen, und ihre eigene Meinung zu verbreiten. Kinder sollen bei allen Fragen, die sie betreffen, mitbestimmen und sagen, was sie denken.
- Freizeit, Spielen und Erholung: Kinder müssen freie Zeit haben, sie sollen spielen und sich erholen dürfen.
- Elterliche Fürsorge: Jedes Kind hat das Recht mit seinen Eltern aufzuwachsen, auch wenn diese nicht zusammenwohnen. Geht das nicht, dann sollen sich zum Beispiel Pflegeeltern um das Kind kümmern.
- Gewaltfreie Erziehung und Schutz vor Ausbeutung und Gewalt: Kinder haben das Recht, ohne Gewalt erzogen zu werden. Sie müssen vor Gewalt, Missbrauch sowie sexueller und wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt werden.
- Recht auf angemessene Lebensbedingungen: Jedes Kind soll genug zum Leben haben, so dass es sich körperlich und geistig gut entwickeln kann.
- Schutz im Krieg und auf der Flucht: Kinder müssen im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt werden.
- Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung: Kinder mit Behinderungen sollen besonders umsorgt und gefördert werden, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.