Die Kita Hohenfriedbergstraße in Köln hat es geschafft, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Kita-Alltag zu verankern. Angefangen hat alles vor rund zehn Jahren über das bundesweite Projekt „Leuchtpol“. Seit 2016 beschäftigt sie sich auch intensiv mit dem Thema Klimaschutz und wurde dafür von der EnergieAgentur NRW als „KlimaKita“ ausgezeichnet.
Gestärkt wird dieses Engagement von zwei „BNE-Beauftragten“ – zwei Kita-Fachkräften, die sich in das Konzept BNE besonders eingearbeitet haben. Sie recherchieren Literatur, nehmen Kontakt zu möglichen Kooperationspartner:innen auf und planen Projekte. Dafür haben sie kein festes Stundenkontingent, können sich aber regelmäßig Zeit dafür nehmen. Bei Teamsitzungen bringen sie ihre Kolleg:innen auf den neuesten Stand, stellen Ideen vor und geben ihr Wissen weiter. „BNE und Klimaschutz ist bei uns oft ein Gesprächsthema, daher läuft viel über die direkte Kommunikation im Kita-Alltag“, erzählt die BNE-Beauftrage Steffi Seeburger-Rüth. Die beiden Beauftragten arbeiten gruppenübergreifend, sodass in allen Gruppen BNE-Projekte stattfinden.
Bei einem Besuch auf dem Markt beispielsweise haben sich Kinder damit beschäftigt, wie viele verschiedene Apfelsorten es gibt. Die Verkostung des Einkaufs zeigte: Manche Äpfel sind etwas saurer und eignen sich vielleicht eher zum Kuchen backen, während andere direkt genascht werden können. Das ist aber nicht der einzige Unterschied. Manche Sorten kommen gut mit viel Wasser aus, andere benötigen viel Sonne. Eine Vielfalt an Lebensmitteln ist also wichtig, um sich an Klimaveränderungen anpassen zu können – und gleichzeitig kann regionales und saisonales Einkaufen zum Klimaschutz beitragen.
Fragen der Kinder greifen die „BNE-Beauftragten“ auf und nehmen sie als Anlass, um Projekte rund um BNE zu organisieren – ob zum Wasserkreislauf oder der Frage, wo der Strom herkommt. Damit die Kinder verstehen, warum umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln wichtig ist, nutzen die Kita-Fachkräfte Phantasiereisen und philosophische Gespräche. Die Kinder geben bei den Themen durch ihre Fragen oft die Richtung vor und entscheiden auch, wie lange sie über etwas sprechen wollen.
„Natürlich muss man dabei flexibel sein, aber wenn man einmal in ein Thema eingestiegen ist, kommt man schlecht wieder davon los, weil es so spannend ist“, erzählt die BNE-Beauftragte Steffi Seeburger-Rüth. „So lernen auch wir immer wieder Neues dazu.“ Wichtig ist der Kita dabei, die Themen positiv zu betrachten und den Kindern Handlungsspielräume aufzuzeigen, in denen sie aktiv werden und etwas zum Klimaschutz beitragen können.
Die BNE-Beauftragten bringen immer wieder auch Ideen ein, wie die Eltern zum Thema Nachhaltigkeit mit einbezogen werden können. „Was bei uns gut funktioniert, sind Forscheraufträge an die Eltern“, erklärt Steffi Seeberger-Rüth. Die Eltern wurden zum Beispiel eingeladen, ihren wertvollsten Gegenstand mit in die Kita zu bringen. Die Kinder sollten diesen Gegenstand oder ein Foto davon mit in die Kita bringen und überlegen, warum diese Gegenstände wertvoll für ihre Eltern sind. Mit dabei war beispielsweise eine alte Schallplatte oder ein Aufsatz des Uropas. Schnell wurde den Kindern deutlich, dass es vor allem immaterielle Dinge sind, die einen persönlichen Wert haben. „Der Austausch mit den Eltern ist wichtig und macht den Kindern Spaß. Natürlich ist das alles freiwillig und wir versuchen, nicht zu urteilen, sondern zu beraten“, stellt Steffi Seeberger-Rüth klar. Auch beim „Reparaturnachmittag“ vor allem von Kinderspielzeug, Büchern oder kleineren Näharbeiten konnten die Eltern mitmachen und gleichzeitig ihren Kindern zeigen, dass Re- und Upcycling gute Alternativen zum Wegwerfen sind.
Bei ihren Projekten arbeitet die Kita eng mit Kooperationspartner:innen wie lokalen Energie- und Abfallbetrieben, Umweltzentren, Wald und Holz NRW, dem Haus der kleinen Forscher oder der Verbraucherzentrale zusammen. Aber nicht nur bei einzelnen Aktionen, auch im Alltag setzt die Kita Nachhaltigkeitsstandards um, denn auch hier bringen die BNE-Beauftragten ihr Wissen ein: So werden beispielsweise Kita-Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln geplant, um das Klima zu schonen. In der Verpflegung legt die Einrichtung Wert auf regionale und saisonale Produkte und einen großen Anteil an vegetarischen Speisen. Gemeinsam beschlossen die Kinder auch, manche Lebensmittel weniger häufig zu essen, nachdem sie erfahren hatten, wie viel CO2 für den Transport einer Südfrucht von ihrem Ursprungsland bis hin zu unserem Supermarkt ausgestoßen wurde. So lernen die Kinder in gemeinsamen Gesprächen mit den Erzieher:innen, wie ihr eigenes Handeln das Klima beeinflusst. Es geht darum Vor- und Nachteile gemeinsam zu diskutieren und Lösungen zu finden: Weniger, anders, besser, gerechter.

