Wie lange lebt Abfall? Das Ergebnis einer Sortierübung zeigt erstaunliche Ergebnisse.
Drei Tage lang hatte sich Angelika Griesser-Seemann bei einer Veranstaltung des Klima-Kita-Netzwerks fortgebildet, mit viel Hintergrundwissen kam die pädagogische Fachkraft zurück in ihre Einrichtung. Dort nutzte sie eine Teamsitzung, um ihre Ideen vorzustellen und ihre Kolleg:innen davon zu überzeugen, wie wichtig Klimaschutz ist. Angelika Griesser-Seemann lud das Team dafür zu einer kleinen Sortierübung ein. Die Frage: Wie lange lebt Abfall? Das Ergebnis erstaunte die Kolleg:innen. Eine Zigarette braucht bis zu fünf Jahre, bis sie verrottet, eine Plastikflasche bis zu 450 Jahre. Die Beispiele zeigten eindrucksvoll, welche Konsequenzen achtlos weggeworfene Gegenstände für die Umwelt haben.
Weniger Plastik in der Brotdose
Das Team war sich schnell einig, zusammen mit den Kindern ein mehrwöchiges Projekt zum Thema zu planen, denn die Brotdosen der Kinder sind regelmäßig mit Plastikverpackungen aller Art gefüllt. „Es geht darum, die Kinder für das Thema zu sensibilisieren und dass sie Selbstwirksamkeit erleben – ich kann mit meinem Verhalten etwas tun“, fasste Angelika Griesser-Seemann die Ziele des Müllprojekts zusammen.
Die Erzieherin bildete mit der stellvertretenden Leitung der Einrichtung, Sabine Hammacher, ein Tandem, um das Projekt zusammen vorzubereiten: Sie liehen sich Bücher aus der Stadtbibliothek, bestellten Material beim Umweltamt Aachen, recherchierten Hintergrundinfos, Links und Videos und stellten eine Informationsmappe zusammen.
Es gehe dabei nicht darum den Kolleg:innen vorzuschreiben, was sie tun sollen, sondern einen Rahmen und Unterstützungsmöglichkeiten zu schaffen, erklärt Angelika Griesser-Seemann. Nur so gelinge es, dass alle Kolleg:innen trotz der erhöhten Arbeitsbelastung durch die Corona-Pandemie mit Begeisterung dabei sind.
„Mülldetektive“ wiegen Verpackungsmüll
Was jede Gruppe in den Projektwochen gemeinsam mit den Kindern umsetzte, blieb den Teams in den Gruppen überlassen. „Das Engagement war groß“, berichtet Angelika Griesser-Seemann. Alle Gruppen sammelten ihren Verpackungsmüll in einem transparenten Plastiksack. Am Ende der Woche trafen sich „Mülldetektive“ aus jeder Gruppe in der Turnhalle, um den gesammelten Müll zu sortieren, zu messen und zu wiegen. Die Ergebnisse hielten die Kinder in einem Mülltagebuch fest, das für die Eltern im Eingangsbereich ausgelegt wurde.
Das vierwöchige Müllprojekt war das erste große Nachhaltigkeitsprojekt in der Kita, an dem sich alle Gruppen und Kolleg:innen beteiligt haben. „Wichtig war es, einen persönlichen Bezug zum Thema herzustellen und konkret zu zeigen, wie sich Abfall vermeiden lässt“, sagt Frau Griesser-Seemann.
Am Ende der vier Projektwochen kamen über fünf Kilo Verpackungsmüll zusammen. Der Müll wurde über die gesamte Projektzeit in einem großen Sack gesammelt und zusammen mit dem Mülltagebuch in den Eingang der Kita gestellt. So konnten die Kinder, Kolleg:innen und Eltern sehen, wie viel Verpackungsmüll angefallen ist. „Besser ist es aber natürlich, wenn erst gar kein Müll anfällt“, sagt Frau Griesser-Seemann. Dafür müssen auch die Eltern ins Boot geholt werden. Auf dem Sommerfest oder im Eltern-Cafe sind Ausstellungen des Mülltagebuchs, der selbst gestalteten Spiele sowie eine Sortierübung „Wie lange lebt Abfall“ geplant.
Mehr zu den einzelnen Aktionen, die die Kita-Gruppen entwickelt haben, und zu der Kommunikation mit den Eltern zum Thema können Sie im Aktionstagebuch des Klima-Kita-Netzwerks nachlesen


Klima-Kita-Netzwerk
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Das Klima-Kita-Netzwerk lädt dazu ein, hinter die Dinge zu schauen und Handlungsalternativen zu entdecken. Mit verschiedenen Angeboten unterstützt das bundesweite Netzwerk pädagogische Fachkräfte, Kitas und Träger neue Perspektiven für die Kita-Praxis zu Bildung für eine nachhaltige Entwicklung am Beispiel von Klima- und Ressourcenschutz zu entwickeln. Angebote sind: Klima-Aktionswochen, Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte und für Kita-Leitungskräfte, Beratung und Vernetzung, Veranstaltungen für Träger, Fachtagungen
Das „Klima-Kita-Netzwerk – Nachhaltiges Handeln zu Klimaschutz ausbauen und verstetigen“ ist eine Kooperation zwischen Innowego – Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG mit der Umweltstation Lias-Grube, der NAJU (Naturschutzjugend im NABU) und der S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung. Das Projekt wird gefördert durch die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).